…….so nennen die Schweizer das, wenn der Hunterverein einmal im Jahr offiziell seine Hawker Hunter „Papyrus“ den Mitgliedern und Zuschauern im Flug vorstellt.
Bei uns ist sowas ein Flugtag, in der Regel kommerziell organisiert.
In der Schweiz trägt der Verein die Kosten der Veranstaltung, bis auf Essen und Trinken ist alles frei. Doch ganz freihalten geht auch nicht mehr, seit 2022 werden von jedem Zuschauer 10 Fränkli kassiert um die Treibstoffkosten in den Griff zu bekommen.
Es lohnt sich übrigens mal beim Verein auf der Homepage vorbeizuschauen, www.hunterverein.ch , interessantes zur Geschichte und zum Flugzeug, von dem ich hier nur eine sehr komprimierte Version bieten kann.
Natürlich kommen zu so einem Event auch befreundete Piloten und Flugzeuge und die Patroille Suisse darf auch nicht fehlen. Das alles zusammen wird dann zu einen schönen Flugtag mit viel Geräusch und Action.
Das diesjährige Programm sieht so aus:
Um einen besseren Eindruck davon zu bekommen warum dieser Flugtag für den Besucher so einzigartig ist muss ich etwas ausholen.
Erstens, das Flugzeug
Bei der Hawker Hunter Papyrus handelt es sich um einen einsitzigen Jäger und leichten Bomber aus englischer Fertigung. Es ist einfach zu steuern, dabei extrem wendig und zuverlässig. Dieses Muster wurde von der Schweizer Luftwaffe geflogen, nachdem die Venom und Vampire in Rente geschickt wurden. Ungefähr 1998 wurde die Hunter ausgemustert im Tausch mit der Northrop F-5E Tiger II. Die wird demnächst von der Lockheed Martin F-35 abgelöst.
Der Ursprung der Lackierung der Papyrus und auch der Name lässt sich auf der homepage vom Hunterverein nachlesen. Grundsätzlich ist es eine Hommage an das Flugmuster und der Staffel bei der Ausserdienststellung. Es wird vom Verein mit erheblichen Aufwand einsatzbereit gehalten und ist mittlerweile so ungefähr die letzte flugfähige Hunter.
Zweitens, das Flugfeld und Umland.
Wir befinden uns mitten im „Heidi“ Land. Bei dem Simmental, das sich ca 50km in die Berge schlängelt (tolle Motorradstrecke und im Winter Skigebiet), handelt es sich um ein Sacktal. Ganz am Ende des Tales muss man umdrehen oder zu Fuss über die Alpen latschen. Ziemlich am Ende kurz vor der Ortschaft Lenk befindet sich der Flugplatz St. Stephan. Es handelt sich hier um einen sogenannten Reduitflugplatz, ehemaliger Teil der Verteidigungsstrategie der Schweizer gegen die Deutschen im WWII. Jeder weiss ein Flugplatz braucht Platz, deshalb heisst er ja auch so. Mit Platz haben die Schweizer ein Problem, jeder Platz ist belegt mit Berg oder Tal. Beides nicht so dolle beim Starten oder Landen. Die haben das in den Griff gekriegt, das Tal so ausgesucht das die Startpiste Nordwest-Südost Ausrichtung hat, Flugzeuge ausgesucht mit ausgezeichnetem Steigvermögen und Piloten ausgebildet die unter den Bedingungen beste Leistungen bringen konnten. Das können die ungeschlagen bis heute.
Speziell beim Flugplatz St Andreas haben wir eine Runway die von ehemals 700m Länge im Laufe der Jahrzehnte auf 2000m erweitert wurde. Damit Jet-tauglich. Alle Shelter und Werkstätten sind in den Berg gebaut. Die ehemaligen Unterkünfte abseits in den Bergwald verlegt.
In die Katakomben und Shelter kommt man nur mittels einer Führung und auch da sieht man nicht alles. Denn der Flugplatz ist zwar aufgelassen und wird nicht mehr militärisch genutzt, ist aber dennoch einsatzfähig, im Falle eines Falles.
Der Tower ist ein Kuriosum das an einem Tragarm vom Berg abgespannt dem Towermann eine hervorragende Sicht über den gesamten Talabschnitt gibt.
Aufgund der geschlossenen Bergfront im Süden wird Richtung Nordwest gstartet. Dadurch kann der Pilot dem Tal folgen und dabei Höhe gewinnen. Gelandet wird beim Jet andersherum, Propeller oder langsame Flugzeuge landen entsprechend der Windrichtung. Wegen der Bergkette sollte durchstarten in deren Richtung wohl überlegt sein.
Heutzutage wird die Runway von zwei Strassen gekreuzt die einfach mit Schranken gesperrt werden wenn gelandet oder gestartet wird.
Das war genug Intro, nun gehts zum Flugtag.
Wir waren 2019 vor Corona schonmal hier und kennen dadurch den Ablauf ein bisschen. Heisst für uns, nach dem Frühstück in der Pension auf zum Flugplatz, parken am Südende und ungefähr in der Mitte des Flugplatzes Klappstühle raus und bequem machen. Soweit der Plan, doch…. es regnet in Strömen. Also nicht nur Klappstühle sondern auch Regenschirme aktiv und hoffen das es sich aufklärt bis die Action losgeht.
Dann haben wir erstmal einen Rundgang gemacht.
Die Papyrus steht schon mal draussen und wird langsam klar gemacht. Sonst sind erschreckend wenig Flugzeuge zum anschauen da. Man merkt auch hier hat uns Corona und die schlechte Wetterprognose voll im Griff.
Das mit dem Wetter wurde später zumindest trockener aber es blieb bei den leicht diffusen Lichtverhältnissen und einer recht niedrigen Cloudbase.
So nach und nach ging das Flugprogramm los.
Der Flug der Patrouille Suisse war natürlich eines der Highlights des Tages. Danach wurde es ruhiger und manche Flugzeuge verabschiedeten sich als bald. Die Oldtimerstaffel der Swissair zeigte uns noch ein Formationsdisplay und flog davon.
Dann kam noch was seltenes, eine Dewoitine D.26. Das Flugzeug ist aus den 20er Jahren, restauriert und wohl auch das einzig fliegende Exemplar.
Dazu im Verbund kam eine Bücker Jungmann mit eingelandet.
Eine AT6 ging raus und flog uns ein paar Runden vor. War leider nur Käseomas Rundflug. Kein Vergleich zu dem was uns früher so Vater und Sohn Eichhorn auf AT6 geboten haben.
Zum Finale des Tages hat es die Hunter nochmal so richtig krachen lassen, das Spritkontingent musste wohl weg.
Auf der Vereinshomepage ist schon zu lesen das für 2023 wieder ein Hunterfest im August festgelegt wurde.
Wir können da leider nicht hin, weil wir irgendwo am Nordkapp sind, aber vielleicht hat jemand anderes Lust dazu.
Wenn Infos zur Anfahrt, Pension usw gebraucht werden, könnt ihr mich gerne ansprechen.
Aufgrund der Inflationsrate in Deutschland ist die Schweiz auch nicht mehr so teuer 🙂 .
(Alle Bilder sind Eigentum von Thomas Kurze und Dagmar Nüse)