„Papiertiger“ ein Nurflügel im Eigenbau

Unser Kollege Achim Bader hat sich einen spez. Nurflügel gebaut. Hier ist sein Bericht dazu.

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Der  Papiertiger – Ein kleines Brett mit Packpapierbeschichtung

Mein Freund Klaus Kreis und ich bauen und fliegen gerne Nurflügel, vorwiegend Eigenkonstruktionen. Im vergangenen Frühjahr kam nach dem Bau eines mehr thermikorientierten Bretts der Wunsch nach Modellen auf, die sich auch bei Wind durchsetzen. Auch wollten wir uns in die GFK-Positivbauweise einarbeiten und ich begann, verschiedene Klebstoffsysteme, Beschichtungen und Trennfolien im Hinblick auf unsere Projekte zu erproben. Aber eins nach dem anderen.

In der Nurflügelszene haben sich in den letzten Jahren für Bretter die Profile von Peter Wick durchgesetzt. Das meistgenutzte Profil PW51 hat, auf den ersten Blick überraschend, ein Cm0  von nahezu Null (-0,0005), wird also nur bei Sturm mit Klappen im Strak geflogen. Ein Brett mit diesem Profil müsste die von uns gewünschten Eigenschaften aufweisen. Um zumindest einen subjektiven Vergleich zu haben, sollte zunächst ein identischer Flügel mit einem JWL 97, (Cm0  0,0142, also leicht positiv) entstehen. Hier geht es nur um das Modell mit diesem Flügel.

Der Papiertiger ist durch die gelben Streifen sehr gut sichtbar. Und das Packpapier sieht richtig vornehm aus – wenn man daran glaubt.

Um den Aufwand in Grenzen zu halten, wurde ein 1,6m-Brett geplant, Vorderkante leicht zurück gepfeilt, Streckung 9, -1,50 Verwindung und 10  V-Form – also eine biedere Auslegung nach bewährtem Rezept. Solche Bretter sind freundliche Gesellen, wenn die Anlenkungen spielfrei sind und man beim Bau die Verwindung nicht  unterschlägt. Auf Schwerpunktrücklage reagieren sie allerdings äußerst ungnädig. Ein Stabilitätsmaß von 3% (grenzwertig) bis 6% ist normal. Vom Auswiegen auf den Fingerkuppen wird eindringlich abgeraten.

Nun zur Bauweise. Der Kern der Fläche ist aus Styrofoam, das schwerer aber deutlich steifer und druckfester als Styropor ist. Gute Kerne wurden mit einer von Klaus kurzerhand gebauten Heißdraht-CNC-Schneidemaschine erzielt. Der Einbau von Wurzelrippen, Flächenverbinder und Servoaufnahmen ist nicht besonders spannend und wird hier einfach übergangen.

Die Tragflächen mit JWL 97- und PW51-Profil wurden gleichzeitig vorbereitet, aber nur die JWL97-Fläche nach dem hier beschriebenen Verfahren gebaut.

Bereits bei Vorversuchen fiel auf, dass Beschichtungen mit Glasgewebe und einer Deckschicht aus Packpapier bei Verwendung von PU-Klebstoff (Fermacell) harte und gleichmäßige Oberflächen ergeben. Ähnlich bauen auch einige Aircombat-Piloten. Erste kleine Flügel mit dieser Beschichtung machten Mut. Klaus fliegt ein nahezu unzerstörbares 1m-Brett nach dieser Bauweise seit Anfang dieses Jahres. Völlig exakt schließende Schalen beim Verpressen – durch den Abbrand beim Schneiden ist der Kern etwas kleiner als die Schalen –  sind Voraussetzung. Nach jetzigem Stand wird das Glasgewebe zunächst auf dem Kern mit Sprühklebstoff fixiert, ganz  leicht angefeuchtet, mit PU-Klebstoff eingestrichen, dann das Papier aufgelegt und das Paket in den Schalen verpresst. Ach ja: Polyurethan-Klebstoffe benötigen Feuchtigkeit zum Aushärten und sie sind nicht harmlos. Handschuhe und Atemschutzmaske sind beim flächigen Auftrag wie z.B. beim Flächenbau Pflicht.

Das Ergebnis stellt zufrieden. Die Hinterkante ist stabil und messerscharf, die Nase muss nur ganz leicht nachgeschliffen werden. Kleine Unebenheiten auf der Oberfläche sind zu verschmerzen – wir lernen ja noch –  und die Packpapieroberfläche ist Geschmacksache.  Die ausgetrennten Ruder sind so stabil, dass eine Verkastung bei dieser Flügelgröße verzichtbar ist. Sie werden nur von unten mit Tesafilm angeschlagen. Das hält zuverlässig, wenn man vorher die Klebefläche mit Styroporkleber einstreicht. Zum farbigen Lackieren war ich zu faul. Nur eine Schicht Parkettlack macht die Oberfläche wasserfest und gelbe Streifen aus Orastick machen den Flügel gut sichtbar.

Orastick kann bei etwa 100 0C auf die Fläche gebügelt werden. Der Styrofoam-Kern ist bei dieser Temparatur noch stabil. Die Sevos sind mittlerweile durch Chaservos 09 ersetzt – absolut spielfrei.

Über den Bau des Rumpfes gibt es nichts besonders zu sagen. Ein eingerundeter Kastenrumpf mit dem Seitenleitwerk auf einem Ausleger ist schnell gebaut.

Der Rumpf im Rohbau. Da die zweite geplante Fläche die gleichen Abmessungen hat, kann man sich den Bau eines zweiten Rumpfes sparen.

Ein kleiner 28er Motor und 3 Zellen mit 1300 mAh bringen das Brett auf Höhe. Nach Erprobungsflügen wurden das Seitenleitwerk etwas weiter nach vorne gesetzt, um die Wendigkeit um die Hochachse zu verbessern, der Motorsturz vergrößert, bessere spielfreie Servos eingebaut und das Modell schließlich „Papiertiger“ getauft.

Und das Ergebnis? Wir haben, was uns immer wieder reizt, etwas Neues erprobt, einige drastische Fehlschläge dabei erlebt, die hier besser verschwiegen werden, und planen aber schon Verbesserungen. Die Bauweise ist zumindest für kleine Modelle eine Alternative zu Styro-Balsa- oder Styro-Abachi-Tragflächen. Die Flugeigenschaften des Papiertigers sind übrigens wie erwartet harmlos und ausgeglichen. Wir sind auf die Eigenschaften der Fläche mit PW51-Profil in GFK-Positivbauweise gespannt.